Die drei Jubiläen von Zuschendorf

Landschloss Zuschendorf

Es ist nicht weiter schlimm, wenn Sie Zuschendorf nicht kennen, zumal es ja gar nicht so weit weg auch noch Zaschendorf gibt, das auch kaum einer kennt. Wer sich jedoch für den sächsischen Adel oder schöne Gärten interessiert, der kommt an Z*schendorf nicht vorbei: Die Burg Zuschendorf unweit von Pirna (und das liegt, für alle die in Ostkunde nicht aufgepasst haben, unweit von Dresden) ist der Stammsitz der Familie von Carlowitz – ein Name mit Klang in Sachsen. Und das Landschloss Zuschendorf beherbergt eine der ansehnlichsten botanischen Sammlungen des Landes.

Der gemeine Tourismus hat Zuschendorf noch nicht so richtig für sich entdeckt. Ganz allein ist man in der traumhaft schönen Anlage dennoch nicht, denn die Sachsen kennen die schönsten Plätze im Lande natürlich…

Von drei Jubiläen war die Rede, hier sind sie:

Am 7. Mai 1403 erhielt Kunigund von Carlowitz eine wichtige Urkunde: Da wurde die Witwe von Otto von Carlowitz vom damaligen Markgrafen von Meißen (der mit dem wunderbaren Namen Wilhelm der Einäugige) mit dem Anwesen Zuschendorf belehnt.

1533 wurde die Burg unter dem Ritter Hans II. von Carlowitz zum Schloss umgebaut. Von diesem Carlowitz gibt es eine schöne Geschichte, die unbedingt einmal wieder erzählt werden muss. Es ist die Story um den Saukrieg. Es war die Zeit der Fehden, beziehungsweise: Eigentlich war diese Zeit just vorüber, weil Kaiser Maximilian 1495 auf dem Reichstag zu Worms derlei Handeln verboten hatte – aber Ritter Hans kümmerte sich Anno 1558 nicht drum und schlug einen Fehdebrief ans Stolpener Schloss. Im Verlauf der Fehde beschlagnahmte der Fehdeführer bei Wurzen 700 Schweine – was zwar hungrige Mäuler der Kämpfer langfristig stopfte, dem ganzen aber den nicht sehr freundlichen Namen Saukrieg gab. Aber wer kümmerte sich damals schon um PR? Genau: Kein Mensch. Hauptsache, der Kurfürst hatte hinterher mehr Macht, und so war’s ja auch.

Das dritte Jubiläum nach „600 Jahre von Carlowitz auf Zuschendorf“ und „450 Jahre ein Schloss“ ist weniger rund und auch nicht so imposant, wenn auch nicht weniger nachhaltig: Vor 15 Jahren begann der Wiederaufbau der ruinösen, vom Abriss bedrohten Anlage.

Am 9. Mai 1945 besetzte die Rote Armee Zuschendorf, die russische Armee nutzte bis Ende 1945 das Rittergut als Versorgungsgut. Im Januar 1946 wurde das Land auf zwölf Neubauern, einen Gärtner und 25 Siedler aufgeteilt. Aus Ställen wurden Neubauernhäuser für sudetendeutsche Vertriebene, den Park erhielt der Kleingärtnerverein Zuschendorf, um Gemüse anzubauen.

KamelienblüteAuch sonst verliefen die realsozialistischen Jahre für Zuschendorf nicht gerade unter dem Aspekt des Denkmalschutzes: 1947 begannen Abbrucharbeiten, und was nicht abgebrochen wurde, verfiel nach dem bekannten Motto „Ruinen schaffen ohne Waffen“. Der 1. Oktober 1988 markiert den Neubeginn in jeder Hinsicht mit dem Kauf durch das VEG Saatzucht Zierpflanzen Dresden, der unter den gewiss nicht leichten Bedingungen des Bauens und Rekonstruierens in der DDR anfing, Zuschendorf vor dem Verfall zu retten. Und dann kam die Wende, die neben Problemen aber auch – vor allem Anfang der 90er – unkompliziert Gelder brachte, und auch ganz materielle Probleme wie die Beschaffung von Materialien für den Wiederaufbau ließen sich leichter lösen. Ein Förderverein wurde gegründet, und der ist heute noch am Werk.

Mittlerweile ist das Landschloss zwar noch nicht fertig, aber schon gut anzusehen. und es gehört zum Kuratorium der Botanischen Gärten der TU Dresden, was dem Landschaftsgarten zu Gute kommt. Zu den botanischen Sammlungen gehört unter anderem die Kameliensammlung. Die Zuschendorfer Sammlung steht übrigens unter Denkmalschutz, auch so etwas gibt’s. Zu den anderen Sammlungen gehören Hortensien, Bonsais und Efeu – mit anderen Worten: Irgendwas ist immer zu sehen…

Der KamelienfotografFörderverein Landschloss Pirna-Zuschendorf e.V.
Am Landschloss 6
01796 Pirna
Telefax: 03501-527734
www.kamelienschloss.de

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Ulrich van Stipriaan

Originalbeitrag STIPvisiten · Stand 11.5.2003

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